Der Ersatz für
"Zetchen" oder ZX-9R aka "Die Ente"
Die
Vorgeschichte:
Manus
GPZ hatte praktisch ihr Leben
ausgehaucht,
genauer gesagt das in den oberen 5 Gängen. Und das ist ja
bekanntermaßen das interessantere Menü an so einem Sportler
(obwohl "Sportmotorrad" zur GPZ600R zu sagen ist eigentlich auch
übertrieben). Ich hatte gerade mal ein paar Stummel besorgt, um
den Opalenker wieder von dem Ding zu entfernen. Ich sah angeblich sehr
komisch aus auf dem Ding mit Kneeslidern... immerhin wohl die erste
Kawa, die ich in meinem Leben gefahren bin aber es sollte auch nicht
die letzte bleiben.
Das hat man nun von seiner Gutmütigkeit. Man
versucht, einen gravierenden Mangel
zu beseitigen (der den stetigen
Ölverlust durch den linken Seitendeckel verursachte) und erreicht
genau
genommen den
wirtschaftlichen Totalschaden für so ein Motorrad. Naja, die
am Motorblock abgerissene Führung
der Schaltwelle hatte sich beim
Anschweissen
schlicht etwas verzogen, womit sich der Bock wegen der nun klemmenden
Schaltwelle nicht mehr hochschalten liess. Jedenfalls nicht mehr
ausserhalb des ausgefahrenen Hauptständers. ;-) Ich beschloss,
dass jede weitere Investition in das Ding sinnlos wäre. Ebay sei
dank kaufte ein
polnischer Bürger die Kawa für etwas mehr als ich gedacht
hatte
und machte den Platz frei für etwas anderes. Etwas was wir nach
kurzem Vorabcheck meinerseits und einer eifrig dreinnickenden
zukünftigen Entenfahrerin bei meinem achtbesten Kumpel Holzi in
irgendeinem Honda-Mobilcenter in Berlin erwarben. Eine
94er ZX-9R wurde es also, mangels
passender Fireblade im passenden Preisrahmen.
Die
Basis:
Wie
gesagt kauften wir eine ZX900B und es war meine Absicht, das eine ganz
normale ZX-9R sein zu lassen und diese beim nächsten Geldregen
vielleicht gegen eine 2002er Blade zu tauschen. Leider kenne ich mich
zu genau und wenn
ich irgendwo Verbesserungspotenzial rieche dann nutze ich das auch.
Eine Freundin die selbst fahren kann und (hört, hört!)
technischen Verstand besitzt macht das nicht eben leichter... 
Diese verdammten Reifen (Michelin A/M89X) scheinen aus Holz zu
bestehen, ich entwickle einfach kein Vertrauen dazu. Auch im
warmgefahrenen Zustand nehme ich keine Kurve am Knie mit der Ente. Nun
ein Satz Pilot Power wird für die nächste Saison mehr
Vertrauen schaffen und der Kawa wohl auch deutlich mehr Handlichkeit
bescheren, hat sich diese Reifenkombination doch schon als nochmals
positiver Aspekt auf das Handling meiner gewiss schon recht leichten
FZR ausgewirkt.
Das Fahrwerk ist wohl mit "Durchschnitt" wohl gut beschrieben, die
Federelemente sprechen ausreichend sensibel an. Vielleicht ist das
Federbein etwas bockig, aber das schreibt hier ja jemand, der
Öhlins-geschädigt ist. Ich
habe gleich den Gedanken an eine Austauschfeder von Wilbers, die sind
gerade im Ausverkauf...
Ja die Neuner zuckt auch gelegentlich mit dem Lenker, die stoische Ruhe
der FZR ist ihr nicht eigen. Trotzdem schiesse ich mich irgendwie mit
der Zeit mit dem Ding ein, fahre 'ne ganze Weile damit (Manu und meiner
FZR)
hinterher, auch um das
Potenzial auszuloten. Obwohl mir ja andere Sachen nachgesagt werden,
die natürlich völlig gegenstandslos sind. Meine Erkenntnisse
sind
-für mich nicht überraschend- genau die, die mir Manu auf
Anfrage stufenlos runterbetet:
1. Fussrasten zu tief
2. Lenker zu hoch
3. Keine Power untenrum
4. Zu leise
Und nun sage noch einer, dass Frauen generell keine Ahnung von Technik
hätten und mit
einem 600er Softchopper zufrieden sind. Ich möchte das dann noch
um
"etwas unhandlich" ergänzen. Kann man
etwas nachregulieren, Kopf runter, Schwanz hoch, andere Reifen... wie
man das mit Enten halt so macht. 
Die
Entwicklung
1. Wie ein
überzeugter FZR-Fahrer zum fanatischen Ententuner wird...
Beim
ersten Ölwechsel kann ich nicht anders. Ich denke an die
Geometrie und das Fahrverhalten und beschliesse, die Gabel etwas
durchzustecken um so den Nachlauf handlingfördernd zu verringern.
Bei
der Neuner gehen aber nur rund 8 mm, ansonsten würde der
Haltebügel der Verkleidung schon die Stellschrauben der Gabel
touchieren. Ich
hatte ursprünglich 14 mm anvisiert, das gleiche Maß wie
bei meiner EXUP. Egal, passt schon mal so. Die Summe kleiner Dinge
bringt das gewünschte Ergebnis.
Beim Versuch, die bereits erworbene Heckhöherlegung (Hersteller
Metisse) einzubauen
macht mir die Kawa wieder einen Strich durch die Rechnung. Erstens ist
der zu
entfernende Bolzen so dämlich angebaut worden, dass man
tatsächlich den Krümmer abbauen muss um die Zugstreben zu
tauschen. Ferner sieht der Krümmer ansich aus, als wenn er die
letzten Jahre in der Regentonne verbracht hat.. von Rost
übersäht
und am Sammler ist bereits die Hälfte abgebröselt... Naja,
der neue gebrauchte liegt schon bereit, nächste Woche kommt er
dran. Wozu hat man schliesslich Urlaub? ;-)
Die verstellbaren Fussrasten-Adapter von Lucas sind auch schon
montiert, sie heben die Rasten etwa 25 mm höher und auch weiter
nach
hinten. Sitzt sich gleich einen Tick sportlicher und man hat besseren
Halt.
Im direkten Vergleich zur FZR kommt uns der Motor der
Neuner
einhellig bestenfalls
wie ein 750er-Aggregat vor. Kein Druck untenrum, wahrscheinlich
trägt das doch recht hohe Gewicht von nominell um die 240 Kilo
vollgetankt mit dazu bei. "Entchen" heisst sie allerdings doch eher
wegen der Farbe. Ursprünglich müssen die gelben Akzente mal
"oparot" gewesen sein, ich glaube da kommt gelb schon etwas besser an
einem Motorrad, was ein Sportler sein will. Ich werde die Gute
demnächst mal beim
Berliner Tuning-Guru Andi
Fuhrmann (vorsicht Schleichwerbung
) auf den Prüfstand
stellen und überlegen,
was man da mit wenig Aufwand verbessern kann. Allerdings geht der Motor
über 7000 RPM recht fesch ans Werk, ist drehfreudig und beisst
ordentlich zu. Auch die von mir erzielte Vmax von 290 nach
Tacho (was wohl guten echten
260
km/h entsprechen dürfte) deutet auf genug Power hin. Das RamAir
tut obenraus ja sein übriges und dürfte in diesem Bereich
noch das eine oder andere Pferdchen freisetzen.
Übrigens hasse ich noch
immer
diese schwarzen Verkleidungsscheiben, durch die man nicht
hindurchblicken kann. Wenn ich mich besser dahinter hätte
verstecken
können wären sicher 5 km/h mehr drin gewesen. ;-)
Ein deutlich kerniger
klingender Endtopf (immerhin ein Absorptionsdämpfer mit
E-Prüfzeichen) ist mir zwischenzeitlich auch noch über den
Weg gelaufen und wird etwas an das Modell angepasst.
Die Stummel tiefer zu bringen funktioniert an der ZX-9R allerdings
nicht
so einfach wie beispielsweise an der 94er FZR600, wo man die über
der Gabelbrücke montierten Teile einfach darunter anbringt. Die
Kawa hat auf beiden Seiten dicke RamAir-Kanäle und da ist einfach
nur wenig Platz. Abhilfe könnten evtl. etwas weiter nach unten
gekröpfte Stummel bringen, z.B. die von der Honda VTR1000 SP II.
Der Durchmesser passt schon mal.
2. Wozu Resturlaub im November gut ist
Einige Zeit und ein paar durchschraubte Urlaubstage später
fällt mir auch das Tune-Up der PS von 01/'97 in die Hand. Es lohnt
sich also doch, stapelweise alte Zeitschriften auf dem Boden beim
"Alten" zu deponieren. ;-) Nach dem Studium stellt sich heraus, dass
die '96/'97er ZX900B andere, optimale Gabelfedern trägt, die
progressiv gewickelt sind und länger und somit ein paar
(sinnlose) Hülsen überflüssig machen, die in der ZX-9R-Gabel
stecken.
Die Hülsen müssen übrigens abgeschnitten und deren
Oberteile wieder in der Gabel montiert werden. Diese Gabelfedern machen
die ZX-9R handlich wie einen Habicht (
), bieten mehr Negativfederweg.
Die Gabel kann weiter
eintauchen, ohne durchzuschlagen. Sollte ich diese gebraucht nicht
auftreiben können werden es White Power-Federn werden, die es
momentan günstig gibt. Mal sehen ob das mit dem auf eine
Wilbers-Feder umgebaute originale Federbein gut harmoniert. Die
kürzeren Zugstreben von Metisse (die damit das Heck um ein paar cm
anheben) sind ebenfalls endlich drin, ein Test erfolgt später. Bis
hierher ist alles problemlos eintragungsfähig.
Die Felgen habe ich schon mal vorsorglich schwarz lackieren lassen, das
sieht einfach rattenscharf aus und entspricht Manus und meinem
Geschmack und ist im Gegensatz zu weißen Felgen auch recht
praktisch. Ein neuer Krümmer hat ebenfalls die Stelle eines
verrosteten "Etwas" eingenommen. Ich habe natürlich 4 neue
Krümmerdichtungen verwendet.Wobei sich jeder den ich fragte
verschätzt hat. Dass die 4 schnöden Kupferringe über 21
€ kosten können wollte niemand glauben. Das ist wohl Kapitalismus
in Reinkultur...
3. Winterarbeiten
Über den Winter
wurde die Ente neu lackiert, RAL-schwarz wie meine FZR auch. Das
Problem mit den Rasten haben die Adapterplatten gelöst, laut ist
sie dank einem Harpoon auch.
Zum Thema fehlende Power
untenrum: Man kann nicht zaubern und 1070 und 900 ccm wirklich
vergleichen wie wir das zwangsläufig machen.. Aber der nunmehr
gänzlich offene Endtopf (ein Brüllrohr vor dem Herrn
) in Verbindung mit einem
K&N-Tauschfilter + ein 45er Kettenrad mit einem Zahn mehr bringt
schon spürbar was. Der vorher montierte Auspuff war denke ich
für die etwas magere Leistungsausbeute von 129 Hinterrad-PS auf
dem Dynojet 150 verantwortlich, demnächst erfolgt mal eine
Vergleichsmessung.
Mit der Übersetzung ist
das auch mit dem grösseren Kettenrad kein Problem, sie wird nicht
zu kurz. Die ZX-9R ist in Serie für Geschwindigkeiten jenseits der
Praxis übersetzt. Und ein Schluckspecht wird sie deswegen nicht.
Der Mehrverbrauch ist praktisch nicht spürbar.
Das grösste Problem
bleiben die für unseren Geschmack zu hoch montierten
Lenkerstummel. Die Teile von der Honda VTR SP II, die ich
zwischenzeitlich organisiert hatte wären an die RAMAIR-Kanäle
bzw. deren Verkleidung angeschlagen. Das RAMAIR kann ich nicht sinnvoll
wegrationalisieren und so grüble ich noch etwas weiter.
Tja, dann noch ein paar
hübsche neumodische Blinkerspiegel dran und Aufkleber drangepappt
und fertig ist die
alte Omi. Vorerst. Denn da hinten niemals jemand draufsitzen wird,
werde ich noch einen Solohöcker einer anderen Marke montieren.
Zur Entengalerie:
At the Race:
Brünn
mit Bike-Promotion im April 2006